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Rosario: Ein einheimischer Low-cost Trolleybus

Der neue Trolleybus | Juan C. González

In Argentinien bestehen aktuell noch drei Trolleybusbetriebe, in Mendoza, Córdoba und Rosario. Alle drei gingen und gehen unterschiedliche Wege der Modernisierung ihres Fuhrparks. Während in Mendoza der Betrieb eine zeitlang ganz stilllag und derzeit nur noch aus wenigen eingesetzten Niederflur-Wagen aus einheimischer Produktion besteht (https://hosting129892.a2e10.netcup.net/leichter-aufwind-in-mendoza/), gingen die beiden anderen Betriebe andere Wege: Sie kauften zuletzt Trolleybusse aus russischer Fertigung.

Der neue Biobus im Depot in Rosario | Juan C. González

Da im Land die Produktion einheimischer Güter und die Autarkie von Importen weit oben auf der politischen Agenda steht, wird die Herstellung argentinischer Fahrzeuge besonders gefördert. Neuestes Beispiel ist der Prototyp eines ganz neuen Trolleybusmodells des Herstellers Biobus, das in der Provinz Santa Fé im Beisein des Provinzgouverneurs vorgestellt wurde. Basierend auf dem Diesel-/Gasbusmodell Tatsa Puma stellt der Hersteller einen Trolleybus als dreitürigen 12m-Solowagen vor, der von einem Drehstrommotor des einheimischen Herstellers Motores Czerweny S.A. angetrieben wird. Die Nennleistung des Motors beträgt 94 kW. Teile der übrigen elektrischen Ausrüstung lieferte der Hersteller WEG zu. Der Bus hat lediglich einen kleines Dieselhilfsagregat, aber kein zeitgemässes Antriebskonzept für Fahrten abseits der Fahrleitung. Die Karosserie hat als Basis das Autobusmodell TATSA Puma D12, denn der vorgestellte Wagen diente ursprünglich als Dieselbus in der Hauptstadt Buenos Aires.

Der jetzige Trolleybus 33 während des Umbaus aus einem Dieselbus | Mariano Antenore

Testfahrten

Der Biobus wurde am 30.Mai 2019 der Presse vorgestellt und soll kurzfristig Testfahrten auf dem Fahrleitungsnetz in Rosario eingesetzt werden. Hier steht die Ablösung seit 25 Jahren eingesetzten Marcopolo-Trolleybusse aus Brasilien in nicht allzu ferner Zukunft an, obwohl diese noch vor wenigen Jahren grundlegend modernisiert worden waren. Diese Obusse waren ursprünglich für einen geplanten neuen Betrieb im brasilianischen Belo Horizonte vorgesehen, der jedoch nie in Betrieb ging. Nach 5 Jahren Abstellzeit kamen sie 1993 nach Rosario und versehen seit Januar 1994 klaglos den Dienst auf der stark belasteten Obuslinie K.

Die anderen Obusse

Als weitere elektrische Linie ging 2016 die „Q“ in Betrieb, die auf etwas der Hälfte ihrer Strecke unter Fahrleitung fährt. Auf dem übrigen Teil nutzen die eingesetzten 12 russischen TROLZA Wagen Nr. 21-32 ihre leistungsstarken Traktionbatterien. Diese werden anschließend während der Fahrt unter Oberleitung erneut wieder aufgeladen. Allerdings haben sich inzwischen Stabilitätsprobleme der Karosserie gezeigt, die die Zuverlässigkeit des Betriebs beeinträchtigen. Die ursprünglich als Entschädigung für verspätete Lieferung vorgesehenen zusätzlichen 2 TROLZA Obusse wurden nicht geliefert.

Schmuckstück im Depot der Verkehrsgesellschaft SEMTUR ist außerdem der 1961 in Italien gebaute Fiat/Alfa-Romeo/CGE-Obus Nr. 39, der voll restauriert bei Sonderfahrten zum Einsatz kommt.

23.06.2019