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LogIKTram: Nutzung der Schiene für den städtischen Güterverkehr

Automatisierte Beladung einer Karlsruher Stadtbahn | © LogIKTram

 Im Rahmen des Forschungsprojektes LogIKTram wurde ermittelt, wie ein zukünftiger städtischer Güterverkehr per Straßenbahn oder Regionalzug verlagert werden kann. Bei der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes LogIKTram im Juni 2024 in Karlsruhe wurde ein Lösungsansatz zur nachhaltigen Entlastung des städtischen und regionalen Straßenverkehrs präsentiert: Die Verlagerung des Güterverkehrs auf mittleren und kurzen Strecken von der Straße auf die Schiene. Entweder können spezielle Straßenbahnwagen, die als sogenannte „Gütertrams“ genutzt werden, oder Anhänger an eine regionale Bahn (Stadt-Umland-Bahn) ein innovatives und umweltfreundliches Transportsystem für die städtische und regionale Versorgung von Privathaushalten und Geschäften bilden. Für geringere Aufkommen können Ladungsträger in der Größe einer Europalette, in Falle der Demonstration ein Lastenradanhänger zur Anwendung kommen. Bei größeren Aufkommen sind Wechselbehälter zum Direktumschlag zwischen Tragwagen und Lkw geeignet.

Live-Demonstration des Forschungsergebnisses

In Vorträgen wurde über das innovative Logistikkonzept und die IKT-Plattform berichtet. Das Logistikkonzept ist auf unterschiedliche Anwendungsfälle übertragbar und stellt einen grundlegenden Leitfaden für schienenbasierte Stadtlogistik dar. Die IKT-Plattform stellt den Informationsfluss von der ersten Transportanfrage des Kunden über die Transportsteuerung und Sendungsverfolgung sicher. In einer Live-Demonstration eine prototypische Umsetzung des Gütertram-Systems für die Kombination von Lastenradanhänger und Stadtbahn präsentiert. Ein elektrisch unterstützter Fahrradanhänger fuhr selbstständig in den dafür vorgesehenen Ladebereich der Straßenbahn. Im kommerziellen Betrieb würde der elektrisch angetriebene Lastenradanhänger von einem Fahrradkurier zur Auslieferung übernommen werden.

Innovative Konzepte für eine reibungslose Koordination

Im Rahmen des LogIKTram-Projektes wurden zwei sehr unterschiedliche Systeme zusammengebracht: die des Personenverkehrs und die der Logistik. Dafür gab es bisher weder Standards noch Schnittstellen für einen Datenaustausch. Das von der MARLO Consultants GmbH entwickelte Buchungswerkzeug erlaubt dank der Nutzung neuester Datenstandards aus europäischen Forschungsprojekten, die sich bereits in der Stadtlogistik in den Niederlanden bewährt haben, die Buchung frei von manuellen Interaktionen direkt mittels der Transportmanagementsysteme der Kunden. Der von der Buchung ausgehende standardisierte Transportdurchführungsplan (TEP) ist die Grundlage für die Transportsteuerung und -überwachung und kann bei Abweichung aktualisiert werden. Das Logistikkonzept wurde mit einer beispielhaften Netzsimulation evaluiert.

Vorbild für andere Städte

Der wachsende Onlinehandel wirkt sich nicht nur auf den Lieferverkehr aus, sondern belastet die Straßeninfrastruktur und Anwohner*innen gleichermaßen. Grundidee ist daher, die vorhandene Schieneninfrastruktur auch wieder für die Stadtlogistik zu nutzen, allerdings im Vergleich zu historischen Systemen hoch automatisiert. LogIKTram soll als Vorbild für andere Städte mit Straßenbahn- oder regionalen Bahnnetzen dienen.

Der Autor: Dipl.-Ing. Roland Frindik, MARLO Consultants GmbH

© MARLO Consultants / Frindik

Aktualisiert am:

29.08.2024