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Jetzt nur noch elektrisch: Die Bahn auf Mallorca

Mit Eröffnung der letzten Teilstrecke von Enllaç nach Manacor begann am 7. Januar 2019 auf der Ferieninsel Mallorca das Zeitalter des ausschließlich umweltfreundlichen Schienenverkehrs: Seit diesem Tag fahren nur noch elektrische Züge auf den Vorort- und Überlandlinien des schmalspurigen Schienennetzes der Insel.

Auf der ganz überwiegend von Touristen benutzten, 914mm-spurigen, 30 km langen Linie von Palma nach Sóller fahren bereits seit 90 Jahren elektrische Züge, auf der anschließenden Straßenbahn zum Hafen von Sóller sogar schon seit 1913. Unverwüstliche Siemens-Elektrik sorgt bei den Triebwagen der Überlandbahn seit 1929 für zuverlässigen Betrieb.

Aus der Kleinbahn wird eine moderne Regionalbahn

Auf dem übrigen, heute meterspurigen Schmalspurnetz Mallorcas herrschte bis ins neue Jahrtausend hinein ursprünglich Dampf- und dann Dieseltraktion vor. Erst die Inbetriebnahme der ersten, nur rund 5 km Metrolinie M1 zur Universität im Jahre 2007 sorgte dafür, dass man auch für die verbliebenen Bahnlinien auf der Insel über eine Elektrifizierung nachdachte. Dabei handelt es sich um die beiden von Palma ausgehenden Verbindungen nach Manacor und nach Sa Pobla, die auf rund fünf Kilometern bis zur Station Enllaç eine gemeinsame Gleise benutzen. Die Bahnlinien sind aus früher ebenfalls 914mm-spurigen Linien hervorgegangene Regionalverkehrsstrecken. Nach Stilllegung aller anderen Strecken waren die Schienen bis Inca 1981 auf Meterspur umgespurt worden, und die anschließenden Strecken nach Sa Pobla und Manacor gingen nach mehr als 20-jähriger Unterbrechung 2000 und 2003 meterspurig wieder in Betrieb. Im Zuge des Metrobaus entstand im Stadtgebiet von Palma 2006/7 ein rund sechs Kilometer langer Tunnel für Metro und auch die dieselbetriebenen Regionalbahnen, deren Elektrifizierung zu diesem Zeitpunkt ebenfalls projektiert wurde. 2012 begann der elektrische Betrieb bis Enllaç, wo jeweils auf Dieseltriebwagen den Anschluss nach Manacor und Sa Pobla herstellten. Obwohl schon damals mit 13 neuen Triebwagen von CAF ausreichend elektrische Fahrzeuge zur Verfügung standen, verhinderte die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise im Land vorerst den Weiterbau der Fahrleitung. Erst 2017 gelang es, die entsprechenden Mittel, u.a. durch EU-Gelder, zur Verfügung zu stellen, die Elektrifizierung wurde u.a. von der Firma Siemens ausgeführt. Seit 29.10.2018 fahren die Züge durchgehend von Palma nach Sa Pobla, seit 7.1.2019 durchgehend nach Manacor und bieten den Fahrgästen damit umsteigefreien Fahrkomfort. Die letzten Dieseltriebwagen schieden aus dem Plandienst aus und werden vereinzelt noch als Reserve vorgehalten.

Die neuen elektrischen Züge durchgehend bis in die Inselhauptstadt sind Realität – so der Hinweis | Foto: Dirk Budach
Der Endbahnhof Sa Pobla kurz nach Aufnahme des elektrischen Betriebs – links ein Elektrotriebwagen, rechts ein Dieseltriebwagen | Foto: Dirk Budach
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Die Wirtschaftskrise hatte übrigens auch zum Stopp der geplanten Weiterführung der Strecke von Manacor auf alter Trasse bis nach Artà geführt, hier verläuft aktuell ein neu ausgebauter Radweg. Inzwischen sind jedoch Verlängerungsoption für die Regionallinien wieder auf der Tagesordnung, der Weiterbau bis an die Küste in die Bucht von Alcudia und nach Cala Ratjada Ist in Planung. Auch wieder auf der Agenda steht der Bau einer Niederflurstraßenbahn in Palma, u.a. entlang der Bucht bis zum Flughafen, nachdem sich der Bau der Metro als völlig überdimensioniert und die Linie M1 selbst als unterausgelastet herausgestellt hat – sie dürfte zu den am wenigsten benutzten U-Bahn-Linien der Welt gehören. Zwei Metrotriebwagen kommen werktags auf der Teilstrecke Palma-Marratxi der Regionalbahn als Verstärkerlinie M2 zum Einsatz.

06.04.2019