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Große Pläne in Bonn: Elektrobusse, Dieselbusnachrüstung & neue Straßen- und Stadtbahnen

MAN Lion’s City 18 als Vorführwagen auf dem SWB-Betriebshof Friesdorf | © Christian Marquordt

Am 29. Oktober eröffnete die Bonner „SWB Verkehrs GmbH“ auf einer Pressekonferenz einen Ausblick  auf die Zukunft des ÖPNV in der Stadt.

Zunächst stellte Geschäftsführerin Anja Wenmakers fest, dass man als eine der fünf deutschen „Lead Cities“ (das sind – in der Reihenfolge ihrer Größe – Essen, Bonn, Mannheim, Reutlingen und Herrenberg)  vom Bund nicht geringe finanzielle Mittel bekommen habe, um den öffentlichen Personen-Nahverkehr auszubauen. Diese Mittel werden in Bonn im wesentlichen für deutliche Taktverdichtungen auf praktisch allen Linien vor allem abends sowie an Samstagen und Sonntagen verwendet. So verkehren fast alle Linien jetzt auch zu diesen Zeiten im 20-Minuten-Takt – bei dem Bonner System, dass auf allen wichtigen Verbindungen zwei Linien mit sehr ähnlichem Fahrweg unterwegs sind, ergibt sich so auf den meisten Relationen ein 10-Minuten-Takt. Neben den  Taktverdichtungen sind auch neue Linien eingerichtet worden, so im vergangenen Dezember zum Beispiel in der Stadt die neue Tangentiallinie 632, deren Fahrgastzahlen sich unterdessen sehr erfreulich entwickelten. Zudem gibt es neue Linien von der Stadt ins Umland und in ihrem Umland.

Der Modal Split bei der Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel in der Stadt (z. B. Auto, ÖPNV) habe sich von 14 % für den ÖPNV im Jahr 2018 auf heute 17 % deutlich verbessert.

Geschäftsführerin Wenmakers: „Die Förderung durch den Bund ist uns bislang nur für zwei Jahre zugesagt. Was danach wird, wissen wir noch nicht. Wir gehen aber davon aus, dass der Bund uns nach diesen zwei Jahren nicht „hängen lassen“ kann.“

Neue Elektro-Busse

Außerdem teilten die SWB auf der Pressekonferenz mit, dass sieben Batterie-Elektrobusse bestellt worden sind. Es handelt sich um vier 12 Meter lange Solowagen, die der niederländische Hersteller Ebusco liefern wird. Dazu kommen drei 18 Meter lange Elektro-Gelenkbusse, die bei Solaris im polnischen Bolechowo gebaut werden. Alle Elektrobusse werden über Nacht via Kabel und Steckdose (Plug-in) auf dem Betriebshof nachgeladen. Damit bleiben die SWB dem schon mit den ersten Elektrobussen des Betriebs eingeführten System der Nachladung treu. Will sagen: Nachladung unterwegs auf der Linie findet in Bonn nicht statt. Ebusco gibt für seinen neuen „Ebusco 3.0“ inzwischen eine Reichweite von 300 Kilometern an, Solaris habe für die Gelenkwagen eine Reichweite von 200 Kilometern zugesagt.

Neue Dieselbusse

Zudem haben die SWB elf neue Dieselbusse bestellt, und zwar sowohl Solo- als auch Gelenkwagen, im Einzelnen sin dies: Vier 12 Meter lange Solowagen mit Zulassung für 100 km/h für die Flughafenlinie „SB 60“ (Bonn Hbf – Flughafen Köln/Bonn über die Autobahn), und sieben „MAN Lion’s City 18“.

Nachrüstung älterer Dieselbusse auf Euro VI

72 ältere Dieselbusse werden mit modernen Abgas-Reinigungssystemen nachgerüstet, so dass sie anschließend der Abgasnorm Euro VI entsprechen und damit deutlich weniger Schadstoffe in die Umwelt abgeben werden. Diese Maßnahme soll im Jahr 2020 abgeschlossen werden.

Neue Stadt- und Straßenbahnen

Schließlich investieren die SWB auch in ihre Stadt- und Straßenbahn-Flotte. Hier wird zunächst das Projekt „Zweiterstellung“ von älteren Stadtbahnen vom Typ „Düwag B-Wagen“ fortgesetzt. Nach anfangs 25 Wagen werden jetzt weitere 15 der vorhandenen Wagen die Zweiterstellung durchlaufen. Kiepe Electric GmbH ist hier der Auftragnehmer.

Ausgeschrieben sind 26 neue Niederflur-Straßenbahnen. Sie werden als Ersatz für die 24 vorhandenen Niederflur-Straßenbahnen vom Jahrgang 1994 gebraucht, die unterdessen unter starken Korrosionsschäden leiden.

Ebenfalls sind 22 Stadtbahnwagen ausgeschrieben. Sie werden für Taktverdichtungen auf den Stadtbahn-Linien benötigt.

Die 24 Niederflurtrams aus den neunziger Jahren werden vollständig ersetzt | © D. Budach

„Zweiterstellter“ Stadtbahnwagen B bei der Vorstellung durch die SWB | © Christian Marquordt

Problem Personalmangel

Wie fast alle deutschen Verkehrsunternehmen leidet natürlich auch SWB Verkehr unter einem deutlichen Personalmangel. „Wir versuchen, mit „Schnuppertagen“ Menschen für die Arbeit bei uns zu interessieren. Der nächste Schnuppertag findet am 16. November statt.

Daneben versuche man zum Beispiel in Spanien und Süditalien Fahrer zu gewinnen. Wenmakers: „Da gibt es tatsächlich noch arbeitslose Busfahrer.“ Für Interessenten aus diesen Ländern brauche es allerdings auch eine Sprachschulung. „Die Fahrer müssen in der Lage sein, sich nicht nur mit den Fahrgästen, sondern vor allem auch mit der Leitstelle zu verständigen.“

04.11.2019
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