Erste Testfahrten auf der Tram Train Verlängerung der Pariser Linie T4

Im Nordosten der Region Paris wird die Straßenbahnlinie T4 um 6 km verlängert. Die ersten Testfahrten haben Mitte Juli 2019 mit den neuen Alstom Zweisystemzügen der Type Citadis Dualis begonnen.

Die Verlängerung zweigt von der bestehenden Stadtbahn-/ Tram Train Strecke am Bahnhof Gargan nach Montfermeil in östliche Richtung ab. Die 7,9 km lange Linie T4 ist seit November 2006 in Betrieb und war früher eine Regionallinie Eisenbahnverkehr und wurde zwischen 2004 und 2006 in eine Zweisystemstrecke konvertiert. Die sogenannte „Coquetiers-Linie“, die Bondy und Aulnay-sous-Bois verbindet, stammt aus dem Jahr 1875 und erlebte durch den Wiederaufbau eine Renaissance – die Strecke wurde grunderneuert, Bahnübergänge wurden beseitigt, es wurde ein 6-Minuten Takt eingeführt, zusätzliche Haltestellen geschaffen und für den Betrieb wurden 15 Siemens Avanto Zweisystemfahrzeuge beschafft.

Seit der Inbetriebnahme der Linie T4 war schon immer der Plan, die Strecke um eine Straßenbahnerweiterung durch die Gemeinden zwischen Bondy und Montfermeil zu verlängern. Die neue Strecke der T4 zweigt am Bahnhof Gargan in der Gemeinde Pavillons-sous-Bois ab. Die neue Infrastruktur hat eine Länge von 6,5 km und verbindet die vier Gemeinden Les Pavillons-sous-Bois, Livry-Gargan, Clichy-sous-Bois und Montfermeil.

Die Strecke bietet mehrere Umsteigemöglichkeiten, unter anderem zur zukünftigen Metrostation der Grand Paris Express Metro in Clichy-Montfermeil (Linie 16), zum Grand Paris Express in Station in Bondy (Linie 15) und zum Tram Train T11 (Express Tangentielle Nord, Nordtangente) in Noisy-le-Sec sowie zur Bus Rapid Transit (BRT) T-Zen Linie 3 am Bahnhof Gargan. Die neue Strecke der T4 nach Montfermeil soll Ende 2019 in Betrieb gehen. Eine Parallelstrecke im Ortsteil Montfermeil zur Bildung einer Schleife ist geplant (siehe Karte).

Die Projektkosten für die Infrastruktur werden auf 270 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten für die 15 neuen Fahrzeuge betragen etwa 100 Millionen Euro geschätzt. Das Projekt wird zu ca. 86% von der Île-de-France-Region, dem Staat im Rahmen des Espoir Banlieues-Plans und durch den Staat-Region-Plan 2015-2020 und zu ca. 14% von der SNCF Réseau finanziert. Die Fahrzeuge sowie der Betrieb der neuen Linie werden zu 100% durch den Aufgabenträger finanziert.

Das Projekt wird von der Pariser Landverkehrsbehörde Ile de France mobilités (IdF) durchgeführt und von Systra, einem in Lyon ansässigen Transportplanungs- und Beratungsunternehmen, unterstützt.

Infrastruktur und Betrieb

Nach mehreren Planungsrunden wurde im April 2012 der endgültige Verlauf der Erweiterung beschlossen. Die Vorbereitungsarbeiten begannen 2014 und der eigentliche Infrastrukturbau im Jahr 2016. Auf der 6,5 km langen Strecke befinden 11 Haltestellen. Auf der neuen Verbindung zwischen Bondy und Montfermeil werden 40.000 Fahrgäste pro Tag erwartet. Die Taktfrequenz zwischen Bondy und Montfermeil wird 6 Minuten betragen, genauso wie auf der Strecke zwischen Aulnay und Bondy. Auf dem gemeinsamen Abschnitt zwischen Bondy und Gargan entsteht aufgrund der Überlagerung der Bondy-Aulnay und Bondy-Montfermeil Züge ein 3 Minuten Takt. Die durchschnittliche Reisezeit zwischen Bondy und Montfermeil beträgt knapp 30 Minuten.

Die Streckenverlängerung ist insofern wichtig für die Region, da es sich bei einem Teil des Einzugsgebietes der Strecke um sozial benachteiligte Wohnviertel handelt. Mit der neuen Bahnanbindung soll zumindest die Anfahrt zur Hauptstadt und der Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen verbessert werden.

Auf der neuen Strecke wurden vier Unterwerke für 750 V DC installiert, während die bestehende T4 mit 25 kV AC 50 Hz gespeist wird – letztere wird als Eisenbahn mit Stadtbahncharakter betrieben. Dies bedeutet auch, dass mit dem Ausbau der Strecke nach Montfermeil der T4 jetzt zu einem „artreinen“ Zweisystembetrieb wird.

Der Wagenpark

Bislang wurde die Linie T4 mit einer Flotte von 15 Siemens Avanto Zweisystemfahrzeugen betrieben, die die SNCF Baureihenbezeichnung U 25500 tragen. Zum Zeitpunkt der Auslieferung der Avantos handelte es sich um die ersten Tram Trains Frankreichs. Die fünfteiligen Züge haben eine Länge von 37 m, verfügen über zwei angetriebenen Enddrehgestellen und zwei nicht motorisierte mittlere Fahrgestelle. Die Fahrzeuge wurden in der Regional- und S-Bahn-Lackierung Transilien in Blau mit farbigen Türen lackiert.

Für die Streckenerweiterung erhält die SNCF 15 Alstom Citadis Dualis mit der neuen IdF-Lackierung in Weiß und Silber. Diese Zweisystemzüge sind Teil des 2007 von der SNCF unterzeichneten Rahmenvertrags über 200 Citadis Dualis. Für Ile-de-France wurden zwei Optionen eingelöst: eine für 15 Züge im Juni 2014 für die Linie T11 Express und eine für 15 Züge im Dezember 2015 für die Verlängerung der Linie T4. Die Citadis Dualis basieren auf dem Niederflur-Straßenbahnkonzept Citadis von Alstom, sind jedoch mit Drehgestellen und vier langen Wagenkästen ausgestatte – ein Zug ist 42 m lang. Die Züge für Paris haben eine Breite von 2,65 m, einen 38 cm hohen Boden und eine Passagierkapazität für 250 Passagiere. Für den Betrieb mit Rillen- und Vignolschienen wurden die Fahrzeugen mit einem speziellen Radprofil ausgestattet.

Neben den 30 Zügen für den Pariser Großraum stellte Alstom am Standort Valenciennes bereits 48 Citadis Dualis-Züge her: 24 für die Region Rhône-Alpes für den Tram Train Betrieb im Westen von Lyon, in Betrieb seit 2012, 24 Züge für die Region Pays-de-la-Loire im für den Betrieb auf den Strecken Nantes-Clisson und Nantes-Châteaubriant, in Betrieb seit Juni 2011 bzw. Februar 2014.