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Erste Elektrobusse bei der NIAG Moers: 12 Ebusco 3.0

Der neue Wagen 8503 auf dem Betriebshof in Moers | © Rüdiger Schuckay

Die NIAG in Moers (Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG), gegründet 1909, stellte bei einer kleinen Feier mit vielen Gästen am 24. Juni ihre ersten Elektrobusse in Dienst. Lieferant der zwölf Wagen ist Ebusco aus den Niederlanden, sie sind von Ebuscos neuem Typ 3.0. Eingesetzt werden sollen die Wagen zunächst auf Linie 911 von Kamp-Lintfort nach Duisburg-Ruhrort.

Eigentümer der NIAG ist eine öffentlich-private Partnerschaft. Das Unternehmen gehört seit 2006 zu 51 % der privaten Rethmann-Gruppe (Rhenus), weitere 46 % der Anteile stehen im Eigentum der beiden von der NIAG bedienten Kreise Wesel (43 %) und Kleve (3 %). Mit den verbleibenden 3 % sind Kommunen aus dem Verkehrsgebiet am Unternehmen beteiligt, nämlich die Städte Duisburg (1,26 %), Wesel (1,11 %) und Moers (0,63 %). Bei den Reden während der Feier wurde betont, dass diese öffentlich-private Partnerschaft sich bewährt habe.

Gut 100 Gäste bei der Präsentation der neuen Ebusco 3.0 | © NIAG / Frank Rogner

Die Ziele der NIAG

Auch wenn erst jetzt die ersten Elektrobusse zur NiIAG gekommen sind, will das Unternehmen jetzt doch zügig auf emissionsfreien Betrieb umstellen. So sollen im Kreis Wesel bis 2030, im Kreis Kleve bis 2035 nur noch Elektrobusse fahren. Für die Zeit bis dahin überprüft man, ob der Einsatz von Bussen, die mit dem alternativen Kraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oils) betrieben werden, geeignet ist, um die Luftqualität im Verkehrsgebiet der NIAG zu verbessern. Oder ob sich andere Zwischenlösungen anbieten. Der Umstand, dass im Kreis Kleve fünf Jahre länger auch mit Dieselbussen gefahren werden soll, birgt natürlich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die ältesten Busse der NIAG sich im Kreis Kleve sammeln werden.

Im übrigen sei die Umstellung auf Elektrobusse natürlich auch abhängig von der „Förderkulisse“: wer fördert die Umstellung mit welchen finanziellen Mitteln? Nur noch bis 2025 übernimmt der Bund 80 % der Mehrkosten für die Anschaffung eines Elektrobusses. NRW-Verkehrsminister Krischer sagte in seiner Rede: „Das Land Nordrhein-Westfalen wird auch nach 2025 die Anschaffung von Elektrobussen fördern. Aber wir können nicht den gesamten Anteil des Bunds übernehmen, sollte der wirklich aus der Förderung  aussteigen.“

Die NIAG rechnet damit, dass sie im Jahr 2035 einschließlich Midibussen und im Auftrag fahrender Wagen von Privatunternehmen 333 Busse betreiben wird.  

Ab 2035, wenn alle Busse auf Elektroantrieb umgestellt sein werden, werde man pro Jahr 18.000 Tonnen CO2 weniger ausstoßen. 

Aktuell hat die NIAG weitere 43 Elektrobusse bestellt. Sie hat Betriebshöfe in Geldern, Kleve, Moers und Wesel. An allen vier Standorten werden Nachladestationen errichtet werden, die Heliox, Spezialist für Lade-Infrastruktur, liefern wird.

Die neuen Ebusco 3.0

Kommen wir zu den neuen batterie-elektrischen Bussen – mit den Wagennummern 8501 bis 8512. Zunächst fällt auf, dass sie sich nicht im üblichen Outfit der NIAG in weiß mit bauen Streifen und blauer Beschriftung zeigen. Sie sollen sich bewusst als besondere Fahrzeuge präsentieren. Und so befragte die NIAG ihre Fahrgäste. Vorgeschlagen wurden zwei Design-Entwürfe für die neuen Busse: eine Version mit einer stilisierten niederrheinischen Landschaft, und eine Version mit diversen geschwungenen farbigen Linien, die die Elektromobilität symbolisieren sollten. Mehr als 1.100 Menschen beteiligten sich an der Abstimmung: mehr als 70 % votierten für die Niederrhein-Landschaft. Und so tragen Wagen 8501 bis 8512 also auch dieses Outfit.        

Der neue Ebusco 3.0 NIAG-Wagen 8501 bei der Präsentation auf dem Betriebshof Moers | © Christian Marquordt
Heckansicht von Wagen 8501 | © Christian Marquordt

Die Wagen sind vorgesehen für Nachladung ausschließlich während der nächtlichen Betriebspause auf dem Betriebshof, und zwar über Kabel und CCS-Combo-Stecker. Die NIAG: „Die Reichweite der Batterien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zudem werden beim Bau des Ebusco 3.0 bewusst leichte Materialien wie der Kunststoff Composite verwendet, damit der Wagen wenig wiegt.“ Denn Gewicht, dass nicht da ist und das man nicht in Bewegung setzen muss, kostet auch keine Energie. „So können die Wagen also problemlos vom Morgen bis zum Abend ohne Nachladung unterwegs sein.“ Ebusco bescheinigt seinem „3.0“ sogar eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern. Wozu also auf der Linie nachladen? 

Das Leergewicht des Wagens beträgt nur 9.950 Kg – also nicht einmal 10 Tonnen. Sein niedriges Gewicht zeigt sich auch darin, dass er auf der Hinterachse nur einfach bereift ist – und hier keine Zwillingsreifen hat.

Der Ebusco 3.0 ist 12.000 mm lang, die maximal zulässigen 2.550 mm breit 3.190 mm hoch. Er ist als Zwei- und Dreitürer lieferbar und kann bis zu 110 Fahrgäste befördern, was zurzeit für einen Batteriebus noch ein Spitzenwert ist. Der Fußboden liegt 340 mm über der Fahrbahn, der Ebusco 3.0 ist also ein echter Niederflurbus. Dass der Wagen niedriger als andere Busse ist, hat seinen guten Grund: so passt der Ebusco 3.0 auch durch die niedrige Unterführung, vor der andere Busse die Segel streichen müssen. Als Beispiel sei die Unterführung Rheinallee im Bonner Stadtteil Bad Godesberg genannt.

Ebusco geht einen bislang noch eher unorthodoxen Weg, die Batterien im Bus unterzubringen. Denn anders als in der Regel üblich hat der Ebusco 3.0 seine Batterien nicht auf dem Dach oder im Heck, wo ein Dieselbus seinen Motor hätte: nein, seine Batterien liegen unter dem Fußboden. Schon lange ist keine Rede mehr von unförmigen, schweren Bleikästen …

Der Wagen arbeitet mit einer elektrischen Spannung von 400 Volt Wechselstrom, seine Kraft bringen zwei Elektromotoren mit einer Leistung von je 125 kW (zusammen also 250 kW, entspricht 340 PS) auf die Straße. Die Batterien arbeiten mit der Zellchemie Lithium-Eisen-Phospat (LiFePh).       

Übrigens haben die neuen Ebusco den Weg vom Auslieferungswerk im niederländischen Venray nach Moers auf eigener Achse zurückgelegt: es sind nur rund 50 Kilometer.   

Nachladen „mitten im Rhein“: die Steckdose für das Nachladen sitzt im Heck „mitten im Rhein“ in der Darstellung der Niederrhein-Landschaft | © NIAG / Michael Block
 
05.07.2024