Es handelt sich um die erste neu gebaute Škoda-Straßenbahn in Deutschland und die erste tschechische Neuwagenlieferung nach Deutschland seit den letzten Lieferungen der Tatra-Straßenbahn Anfang der 1990er Jahre: Am 25. September 2019 nahm die Chemnitzer CVAG die neuen Škoda Transportation For City Classic Niederflurstraßenbahn auf der Straßenbahnlinie 5 feierlich in Betrieb.
Nach der Vorstellung eines Fahrzeugs auf der Schienenfahrzeugmesse InnoTrans im September 2018 in Berlin begann die Auslieferung der Fahrzeuge nach Chemnitz Ende 2018 – die ersten Laufversuche machten die neuen Fahrzeuge auf den Chemnitzer Straßenbahngleisen im Frühjahr 2019. Škoda Transportation gewann die Ausschreibung für die Lieferung von 14 neuen Straßenbahnen im Jahr 2016. Im Vorfeld testete Škoda eine For City Alfa-Straßenbahn aus Prag in Chemnitz, um besser auf den Ausschreibungsprozess vorbereitet zu sein.
Die erste Škoda For City Classic Tram wurde im September 2018 auf der InnoTrans in Berlin gezeigt I © UTM 
Innenansicht der Niederflurstraßenbahn I © UTM 
Geschmückte Einweihung der neuen Škoda ForCity Niederflurstraßenbahn I © CVAG 
Die erste Škoda ForCity Niederflurstraßenbahn wurde feierlich am 25. September 2019 in Betrieb genommen I © CVAG
14 moderne Straßenbahnen
Die derzeit in der Auslieferung befindlichen 14 Škoda For City Classic-Straßenbahnen sind zu 100% niederflurig und verfügen über einen getriebelosen Antrieb – bei den Motoren handelt es sich um Permanentmagnetmotoren. Darüber hinaus ist das Fahrzeug zu 100% motorisiert. Alle 12 Räder verfügen über einen Motor und bieten somit 100% Adhäsion und damit eine sehr hohe Beschleunigung. Die Wagenkästen der fünfteiligen Straßenbahn bestehen aus Edelstahl und ruhen auf Luftfedern. Die 31,4 m langen Straßenbahnen haben eine Breite von 2,65 m und können bis zu 281 Personen befördern, von denen 64 sitzen können.
Werksfoto der fünteiligen Škoda For City Classic Tram I © Škoda Transportation
Ersatz der Tatra Flotte
Mit der Ankunft der neuen Škoda-Straßenbahn geht die Ära der alten Tatra Hochflurstraßenbahnen langsam zu Ende. Die damals als Karl-Marx-Stadt bezeichnete Stadt erhielt zwischen 1969 und 1988 insgesamt 130 Tatra T3D-Trieb- und 62 B3D-Beiwagen. Anfang der neunziger Jahre wurden 36 Tatra-Straßenbahnzüge in Bautzen modernisiert. Die Straßenbahnen wurden mit Chopper-Elektronik, leicht veränderten Front- und Innenausstattung sowie einer neuen Lackierung versehen. Derzeit befinden sich noch ca. 21 T3D-Straßenbahnen in Chemnitz, die hauptsächlich an Wochentagen als Doppeltraktion zum Einsatz kommen. Alle anderen Tatra-Straßenbahnen und Anhängerwagen wurden entweder verschrottet oder sind nach Russland und Kasachstan verschickt worden, um dort als Gebrauchtwagen eingesetzt zu werden. Vier Straßenbahnen wurden in Chemnitz zu Arbeitstriebwagen umgebaut und drei T3D-, zwei Trieb- und ein Beiwagen, sind als historische Straßenbahnen in Chemnitz restauriert worden. Dem Vernehmen nach werden auch nach der Auslieferung der Škoda Straßenbahnen mehrere Tatra T3D als Reservezüge in Chemnitz verbleiben.
Die meisten Tatra T3DM Fahrzeuge werden durch die neuen
Škoda Trams ersetzt I
© UTM
Tatra T3DM Doppeltraktion
I © UTM
Eine der drei historischen Tatra T3D Bahnen in Chemnitz I © UTM
Škoda Transportation ist nicht gleich Škoda
Viele mögen Škoda Transportation mit dem Autohersteller Škoda verwechseln. Dabei handelt es sich mittlerweile um zwei verschiedene Firman. Beide entstanden aus den sogenannten Škoda-Werken (tschechisch: Škodovy závody), die einst eines der größten europäischen Industriekonglomerate des 20. Jahrhunderts waren. Škoda wurde 1859 von dem tschechischen Ingenieur Emil Škoda in Pilsen gegründet, welches damals zum Königreich Böhmen gehörte. Zu dieser Zeit gehörte die Herstellung von schweren Waffen und Schiffsteilen zu den Hauptaktivitäten der Firma. Škoda baute jedoch auch Dampflokomotiven, Straßenbahnen und Oberleitungsbusse. Nach dem Mauerfall 1989 wurde das „Škoda-Reich“ in Unterfirmen aufgeteilt und teilweise privatisiert. Dabei wurde die Škoda PKW-Produktion zum Beispiel durch das Volkswagen-Konglomerat erworben. Die Verkehrssparte blieb zunächst in öffentlicher Hand, wurde aber schließlich im Jahr 2002 an private Eigentümer verkauft, die die Internationalisierung mit wachsenden Exporten vorantrieben. Zudem begann Škoda Transportation mit der Entwicklung von elektrischen Lokomotiven und Zügen. Der Hauptsitz und die Hauptproduktionsstätte befinden sich weiterhin in Pilsen, Tschechische Republik.
Neben dem Straßenbahnbetrieb befindet sich in Chemnitz auch ein umfangreiches TramTrain-Netz im Aufbau, über welches UTM an folgender Stelle bereits berichtete:
