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Bombardier liefert 30 neue Stadtbahnen nach Dresden

Die fünfteiligen FLEXITY/ NGT DX DD Straßenbahnen von Bombardier sind fünfteilig und werden ab Mitte 2021 in Dresden zum Einsatz kommen I Quelle: Bombardier Transportation GmbH

Die Dresdner Straßenbahn erhält neue Fahrzeuge um für den Stadtbahnausbau die Fahrzeugflotte zu vergrößern und gleichzeitig ältere Fahrzeuge auszumustern. Nach einer zwei Jahre andauerndem Ausschreibungsprozess wurden am 21. August 2019 im Beisein des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) und des Dresdner Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) zwischen den Vorständen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert der Vertrag zur Lieferung von 30 Stadtbahnen mit der Firma Bombardier Transportation GmbH unterschrieben.

Herstellung in Görlitz und Bautzen

Gefertigt werden die neuen Straßenbahnen an den Standorten Görlitz und Bautzen, die Anlieferung erfolgt stets aus Bautzen. Der erste Gelenkwagen wird im Sommer 2021 in Dresden erwartet. Bis zum Herbst 2023 sollen alle Fahrzeuge ausgeliefert sein. Zur Lieferung gehört ein Wartungsvertrag, der die hohen Qualitätsstandards der DVB für ihre Fahrgäste langfristig sichert. Die Wagen werden zunächst auf der Linie 2 eingesetzt, später sollen sie auch auf den Linien 3 und 7 fahren.

Die Kosten pro Fahrzeug belaufen sich auf etwa 4,2 Millionen Euro. Das gesamte Investitionsvolumen einschließlich Herstellung, Service und langfristiger Wartung beträgt rund 197 Millionen Euro. Für den Kauf der Stadtbahnen reicht der Freistaat Sachsen 102,8 Millionen Euro Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) an die DVB aus.

Panoramafenster und 2,65 m Breite

Große Panoramafenster sorgen für eine helle Atmosphäre im Innenraum, die dynamische und energiesparende LED-Beleuchtung passt sich in Farbe und Intensität der Tageszeit an, es gibt zusätzliche Monitore zur Information, eine Klimatisierung sowie WLAN und Ladesteckdosen für Mobilgeräte.

Die Neufahrzeuge tragen in Dresden die Typbezeichnung NGT DX DD und stammen aus der FLEXITY-Baureihe des Herstellers Bombardier. Dabei steht NGT für Niederflurgelenktriebwagen, DX für Drehgestellfahrzeug mit zehn Achsen und DD für Dresden. Der NGT DX DD ist mit fast 45 Metern etwa so lang wie der bereits in Dresden fahrende Typ NGT D12 DD. Mit dieser Länge passt der neue Wagen an jede Haltestelle und kann auch alle Anschlüsse wahrnehmen. Er ist mit 2,65 Metern rund 35 Zentimeter breiter als die bisherigen Dresdner Fahrzeuge. Der Wagenkasten lädt erst oberhalb der Bahnsteigkante aus, so dass keine Station umgebaut werden muss. Im neuen Stadtbahnwagen finden bis zu 290 Passagiere Platz.

Nach DVB Angaben sollen vor allem die ersten 30 m langen NGT 6 DD Stadtbahnen der Baujahre 1995 – 1998 ersetzen. Dadurch ergibt sich mit jedem NGT DX DD eine zusätzliche Kapazität pro Fahrzeug von über 100 Fahrgästen. Auf den Seiten der neuen Wagen sind jeweils zwei Sitzplätze mit größerem Sitzabstand angeordnet, getrennt durch einen um fast 20 Zentimeter breiteren Mittelgang als bei den Vorgängern. Mehr und größere Türen sorgen für stressfreies Ein- und Aussteigen. In den Multifunktionsbereichen gibt es vier statt wie bisher zwei Stellplätze für Rollstühle oder Kinderwagen.

Zweijähriger Vergabeprozess

Die Ausschreibung für die neuen Fahrzeuge begann im März 2017 mit der Veröffentlichung der Anforderungen im Europäischen Amtsblatt. Insgesamt neun Anbieter aus Europa und Asien durchliefen ein mehrstufiges Auswahlverfahren. Kriterien wie Technik, Preis, Service oder Design wurden mit einem Punktesystem bewertet. In der Runde der letzten drei setzte sich schließlich die Firma Bombardier Transportation mit dem besten Gesamtpaket im Wettbewerb durch.

Aufgrund der in Dresden vorgegebenen Brückentraglasten stellte sich die gewünschte größere Kapazität im Verhältnis zum Fahrzeuggewicht für DVB-Ingenieure und Anbieter als schwierigste Auf-gabe heraus. Im Ergebnis bekommt die DVB ein hochinnovatives Fahrzeug, das deutlich mehr Komfort und Platz für zusätzliche Fahrgäste bei nahezu gleichem Gesamtgewicht gegenüber den Vorgängermodellen aufweist. Bestellt werden zunächst 30 Stadtbahnen. Von den beauftragten Zügen handelt es sich um 21 Einrichtungsfahrzeuge. Bevor der erste NGT DX DD im Juni 2021 nach Dresden kommt, sollen sich die künftigen Nutzer ab Januar 2020 ein erstes eigenes Bild von der neuen Bahn machen. Dazu wird ein „Mock up“, ein Modell des ersten Wagenteils in Originalgröße, im Verkehrsmuseum Dresden ausgestellt. Bis dahin steht auch das endgültige Design der Fahrzeuge fest.

Historische Verbindung

Im ostsächsischen Bautzen werden nicht zum ersten Mal Bahnen für Dresden gebaut. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts bestellte die Landeshauptstadt erste Straßenbahnen in der damaligen Waggonfabrik Bautzen. Anfang der 1930er Jahre wurde dann der „Große Hecht“, der wegen seiner fortschrittlichen Technik seinerzeit als eine der weltweit modernsten Straßenbahnen galt, in Bautzen montiert. Zur Zeit der DDR übernahmen andere Hersteller den Bau von Straßenbahnen für Dresden. Als nach der Wende die alten tschechischen Tatra-Wagen zugunsten moderner Niederflurwagen abgelöst werden sollten, konnten sich die Stadtbahnbauer aus Bautzen, damals als Mitglied des „Konsortium Sachsentram“, wieder in Dresden durchsetzen. Ab 1996 wurden die ersten Wagen geliefert. Auch der nachfolgende Fahrzeugtyp mit Drehgestellen, der seit 2003 auf den DVB-Linien im Einsatz ist, stammt aus dem Werk in Ostsachsen. Insgesamt fahren heute 166 Stadtbahnen aus Bautzen in der sächsischen Landeshauptstadt. Bald kommen 30 neue hinzu.

Urban Transport Magazine berichtete bereits hier über den Beschaffungsprozess für die neuen Fahrzeuge und den Ausbau des Dresdner Stadtbahnnetzes:

https://hosting129892.a2e10.netcup.net/die-neue-tram-fuer-dresden-wird-breiter/
23.08.2019
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