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APTIS, der erste wirklich niederflurige Bus

Alstom, bisher bekannt als Systemlieferant von Schienenfahrzeugen und Signaltechnik, steigt in den Elektrobus markt ein. Das neue Produkt, der APTIS, kommt als sehr innovatives Fahrzeug daher. Ein Blick auf die Details und den ersten Auftrag aus Straßburg.

Bisher zwängen sich alle Niederflurbusse ins Bauschema der traditionellen hochflurigen Busse, deren Räder mitten im Fahrgastraum liegen, was für niederflurige Fahrzeuge zu einer ungünstigen Sitz- und Türverteilung mit Stufen und Platzverlust führt. Die Lösung hätte eigentlich auf der Hand liegen müssen, und Alstom hat sie mit dem Niederflurbus APTIS gefunden. Ähnlich wie bei der „stufenlosen“ New Yorker Straßenbahn von 1912 liegen hier die Räder am äußersten Ende des Fahrzeugs. Der Fahrer sitzt zwischen den Vorderrädern und zuhinterst gibt es ein paar Sitze, die über drei Stufen erreichbar sind. Dazwischen liegt der 10,4 m lange vollständig stufenlose Niederflurbereich, der bis zu drei breite Türen und eine gute Einteilung des Innenraums mit exzellenter Sitzverteilung und leicht zugänglichen Rollstuhlplätzen erlaubt. Prototypen haben über 40 000 km unter realen Betriebsbedingungen in verschiedenen europäischen Städten, darunter Berlin und Hamburg, zurückgelegt. Der dritte Prototyp wurde an der InnoTrans 2018 auf dem Bus Display präsentiert.

Sowohl die vorderen als auch die hinteren Räder sind gelenkt, was dem Bus ein perfektes spaltfreies Andocken aller Türen an den Haltestellen ermöglicht und ihm eine ausgezeichnete Wendigkeit mit bis zu 25 % weniger Platzverbrauch in Kurven im dichten Stadtverkehr gibt. Die vier Räder an den äußersten Enden des Busses ermöglichen außerdem eine gleichmäßige Lastverteilung von ungefähr 50 % auf jedes Radpaar. Dadurch werden die für die Hinterachse herkömmlicher Busse erforderlichen Doppelräder vermieden und es können vier Standard-LKW-Räder verwendet werden.

Das Fahrzeug ist batteriebetrieben, die nächtliche Ladung im Betriebshof soll gemäß Herstellerangaben eine Reichweite von 200 km erlauben und Möglichkeiten zur Nachladung an den Endhaltestellen sollen vorgesehen sein. Die hinteren Räder sind angetrieben, eine Trolleybus-Version soll vorgesehen sein um die mehr als eine Tonne oder etwa 10 % der Fahrzeugmasse wiegenden Batterien zu vermeiden. Alstom gibt an, dass der Bus dank der integralen Karosseriestruktur, die sich aus der verwendeten Straßenbahnkonstruktion ergibt, nicht schwerer als ein Standardbus sei. Die Preise sollten bei deutlich längerer Lebensdauer – man spricht von 20 Jahren – im Bereich anderer Batteriebusse liegen, und vor allem sollen die gesamten Lebensdauerkosten sehr niedrig sein. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten gegebenenfalls Gelenkbus-Versionen in Betracht gezogen werden.

Alstom konnte im März dieses Jahres einen ersten Auftrag über zwölf APTIS-Batteriebusse von der städtischen Verkehrsgesellschaft CTS in Straßburg verzeichnen. Diese Busse werden im elsässischen Werk in Hangenbieten hergestellt. Der APTIS gewann 2017 den Innovationspreis auf der internationalen Busmesse Busworld. Im Januar 2019 erhielt er das offizielle Label „Origine France Garantie“, das bestätigt, dass mehr als 60 % des Mehrwerts französisch ist. Seit September 2018 verweist Frankreichs zentrale Beschaffungsstelle für den öffentlichen Nahverkehr (CATP) in ihrem Angebot an Elektrobussen für die Beschaffung durch lokale Behörden auf den APTIS, wodurch Mitgliedsbehörden APTIS-Fahrzeuge direkt ohne lange und teure Prozesse bestellen können.

Aktualisierung:
Im Mai ging eine weitere Bestellung über 50 Fahrzeuge für die RATP Paris ein.

13.05.2019